Opfer der Euthanasie im Nationalsozialismus


In Gedenken an das Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, Frau Liesbeth Schmidt, wird am 15. Oktober 2016 um 9.00 Uhr auf dem Gehweg vor dem Elternhaus der Toten, Nieharde 16, durch den Künstler Gunter Demnig ein Stolperstein verlegt.

Liesbeth Schmidt wurde am 30. Dezember 1908 als älteste von 8 Geschwistern in Ulegraf geboren. Sie besuchte die Schule in Sterup und begann im Anschluss eine hauswirtschaftliche Ausbildung. Im Alter von 16 Jahren (1924) erkrankte Frau Schmidt an einer Hirnhautentzündung. Aus Sorge um die Ansteckungsgefahr für ihre Geschwister verbrachte Frau Schmidt die ersten Monate nach Ausbruch der Krankheit bei ihren Großeltern in Gulde. Durch die damals extrem schwierige wirtschaftliche Situation und die damit einhergehende schwierige medizinische Versorgung konnte leider nicht verhindert werden, dass die Erkrankung zu einer geistigen Behinderung von Frau Schmidt führte.

Der Großnichte – Frau Heike Johannsen – war es leider nicht möglich, für die Jahre zwischen 1924 und 1944 einen Lebensmittelpunkt von Frau Schmidt zu recherchieren; klar ist, dass das Opfer Liesbeth Schmidt sich im Jahre 1944 in einer Heil- und Pflegeanstalt in Schleswig-Stadtfeld befand. Im Rahmen der Aktion T 4* wurde am 14. September 1944 ein Transport mit 697 Menschen unter anderem aus der Anstalt Schleswig-Stadtfeld in die Heil- und Pflegeanstalt Meseritz-Obrawalde verbracht, in der zu dieser Zeit systematisch Patienten durch spezielle Injektionen getötet wurden. Frau Schmidt wird auf den Listen für diesen Transport unter der Nr. 214 geführt. Die Todesurkunde für Frau Schmidt trägt das Datum 26. September 1944.

In der Sitzung der Gemeindevertretung im November 2014 berichtete die Großnichte der Toten, Frau Heike Johannsen, über das Schicksal ihrer Großtante. Frau Johannsen verstarb nach langer Krankheit im März 2015. Es ist der Gemeindevertretung Sterup ein Bedürfnis, mit der Verlegung des Stolpersteins an die grauenhaften Taten während des 2. Weltkrieges zu erinnern und das Projekt im Sinne von Frau Johannsen zu einem Abschluss zu bringen.



*Die Aktion T4 ist eine nach 1945 gebräuchlich gewordene Bezeichnung für die systematische Ermordung von mehr als 70.000 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen in den Jahren 1940 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa 1945 während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland.

Quelle: Wikipedia